Dienstag, Juli 22

Deutsche Spähsatelliten SAR-Lupe komplett

Der fünfte deutsche Aufklärungssatellit des SAR-Lupe-Systems ist heute Morgen erfolgreich vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk südlich von Archangelsk gestartet. Die russische Cosmos 3M-Trägerrakete hob planmäßig um 04.40 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) ab und setzte den Radarsatelliten nach etwa einer halben Stunde in seinem erdnahen Orbit in rund 500 Kilometer Höhe aus. Der erste Kontakt zwischen dem Raumfahrt-Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen und dem Satelliten zeigte, dass der Satellit einwandfrei funktioniert. Das DLR hat bereits mit der Inbetriebnahme des Satelliten begonnen.

SAR-Lupe 5 komplettiert das erste satellitengestützte Aufklärungssystem Deutschlands. Es besteht aus fünf baugleichen Kleinsatelliten und einer Bodenanlage zur Satellitenkontrolle, zum Empfang und zur Verarbeitung der Bilddaten. Mit dem SAR-Lupe-System ist die Bundeswehr bereits seit Dezember 2007 in der Lage, raumgestützt nahezu weltweit und unabhängig von Tageslicht und Wetter Informationen in höchster Qualität zu gewinnen. Im Zuge des Projekts ESGA (Europäisierung der satellitengestützten Aufklärung) wurde Frankreich eine Mitnutzung des deutschen Radarsystems ermöglicht. Deutschland erhält von Frankreich im Gegenzug den Zugriff auf das optische Aufklärungssystem System HELIOS II.
Der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Wolfram Kühn, sagte anlässlich des geglückten Starts, mit SAR-Lupe gewinne die Bundeswehr und damit auch Deutschland insgesamt eine völlig neue Qualität zur Unterstützung von Krisenfrüherkennung, Krisenvorsorge und wirksamem Krisenmanagement. Der zeitgerechte und ungehinderte Zugriff auf Satellitenbildmaterial hoher Auflösung trage entscheidend zur Verbesserung der Lagefeststellung und damit zur Verbesserung der nationalen Urteils-, Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit bei. Militärpolitisch bringe SAR-Lupe Deutschland bezüglich der satellitengestützten abbildenden Aufklärung auf Augenhöhe mit anderen Staaten. Die Bodenstation der Bundeswehr in Gelsdorf bei Bonn verfolgt den Satelliten parallel zu den Aktivitäten des DLR und übernimmt ihn dann etwa vier Wochen später. Das SAR-Lupe-System soll seine volle Einsatzbereitschaft im Herbst erreichen.
Das Konzept von SAR-Lupe (Synthetic Aperture Radar) basiert auf fünf identischen Radarsatelliten, die die Erde auf drei versetzten polaren Umlaufbahnen in ca. 500 km Höhe umkreisen. Auf Grund der physikalischen Wirkungsweise eines SAR-Radars ist jeder der fünf Satelliten in der Lage, in einer Schrägsicht auf die Erde links und rechts seiner Flugbahn – allerdings nicht gleichzeitig – Einzel- oder Streifenbilder der Erdoberfläche aufzunehmen. Die Konstellation der Satelliten untereinander ist so gewählt, dass die Einsehbereiche der fünf Satelliten lückenlos aneinander schließen. Eine Verbindung zur Bodenstation ist grundsätzlich nur möglich, wenn sich der Satellit direkt über ihr befindet. Aus diesem Grunde müssen die aufgenommenen Daten zunächst gespeichert werden, bevor sie an die Bodenstation übermittelt und weiterverarbeitet werden können. Aufgrund des zur Verfügung stehenden Bordspeichers von etwa 128 GB ist die Anzahl der Bilder pro Tag auf ca. 30 begrenzt (möglicherweise wird diese Beschränkung aber auch durch die Stromversorgung oder Übertragungsbandbreite gesetzt).
Für die Datenübertragung wird das X-Band benutzt (über den gleichen Parabolspiegel wird das Radar abgestrahlt), Steuerungs- und Telemetrie-Daten werden verschlüsselt über S-Band ausgetauscht (direkt mit der Bodenstation oder über Intersatellitenlink). Die durchschnittliche Antwortzeit (Zeit von der Anfrage bis zur Rückgabe der Bilder) beträgt 11 Stunden, 95 % der Anfragen werden allerdings bis zu 19 Stunden in Anspruch nehmen. Von einer möglichen drastischen Reduzierung der Zeiten durch Telemetrieschiffe oder mobile Stationen, wie in den USA und Russland Standard, ist öffentlich nichts bekannt.

Quellen/Fotos: DLR, OHB System, BWB
Tom DF5JL

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