Sonntag, Juli 20

Kommentar: DRM-Versuchssendungen in Alaska im Auftrag des US-Militärs?

Alaska ist im Zusammenhang mit HF-Tests vielen DXern schon immer suspekt gewesen. Auch die neuen DRM-Versuchssendungen der Firma Digital Aurora Radio Technologies (DART) in Delta Junction lösen Verschwörungstheorien aus: Hat diese Firma etwas mit den militärischen Ionosphärenforschungen des HAARP-Projektes zu tun, fragt etwa Reinhören [1].

Auch, wenn die HAARP-Anlage viel weiter nördlich steht, finden solche Theorien reichlich Futter, etwa durch den Umstand, dass man keine DART-Firmenhomepage im Internet findet bzw. der Präsident von DART, Whit Hicks, als "Executive Director of Delta Mine Training Center" firmiert, angeblich eine "Nonprofit-Organisation", die Bildungsprogramme im Bereich Bergbau und Minenerschließung anbietet [2]; solche schwurbeligen Formulierungen gelten nach Aussagen von Experten als deutlicher Hinweis auf einen militärischen und/oder geheimdienstlichen Zusammenhang - in den USA ebenso wie in Deutschland: So bildet etwa der Bundesnachrichtendienst (BND) seine Mitarbeiter im Hauptstudium u.a in der Außenstelle in Haar bei München aus; die Schule trägt als Tarnung den Namen „Institut für Nachrichtentechnik“. Am Schulgebäude weist ein Schild auf die „Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung“ hin. Ein weiterer Standort der SBND (Schule des BND) in Pöcking am Starnberger See trägt die Bezeichnung „Bundesstelle für Fernmeldestatistik“. [3] [4]

Kein Wunder also, dass die DRM-Versuche in Alaska inzwischen auch bei nextgov.com Thema sind [5], einer Informationsplattform, die sich kritisch mit den IT-Projekten der US-Regierung beschäftigt. Und aus deren Sicht ist die Sache jetzt schon klar: Die zweijährige Versuchslizenz soll zeigen, inwieweit sich die neue Kurzwellentechnologie DRM auch für geheimdienstliche Aktivitäten nutzen lässt - schließlich hätten ja auch schon die Briten während des Zweiten Weltkriegs kodierte Nachrichten an ihre Agenten über die BBC ausgestrahlt. Zudem stützt man sich auf Aussagen, wonach die DRM-Versuche in Alaska innerhalb des "Defense’s Joint Electromagnetic Technologies"-Programm stattfänden, dessen Ziel es ist, Technologien zu entwickeln, die von Spezialkräften und Einheiten des Geheimdienstes genutzt werden könnten. Und schließlich kämen ja auch noch OTH-Anlagen (Langstrecken-Radar) aus der Zeit des Kalten Krieges zum Einsatz, Anlagen, die ehemals dazu genutzt wurden, anfliegende russische Bomber rechtzeitig entdecken zu können.

Richtig ist: DRM ist in der Lage, neben Musikdatenströmen auch allerlei andere Daten quasi "huckepack" nebenbei zu übermitteln. Zwar liegt die Übertragungsrate lediglich bei 3600 bis 5400 Bits pro Sekunde, dennoch können damit neben Bildern (z.B. Plattencovern) und Texten (weitere Infos zu Interpreten oder auch Nachrichten und Schlagzeilen) somit auch Befehle und militärisches Kartenmaterial übermittelt werden. Und es scheinen auch schon die ersten Versuche gemacht worden zu sein, mittels DRM militärische Informationen zu übertragen, wie Eric Johnson, Professor für Nachrichtentechnik an der New Mexico State University in Las Cruces, bestätigt. Johnson war beteiligt an der Entwicklung von HF-Datenübermittlungsstandards für die NATO und sagt: Ja, es gab in Europa Demonstrationsversuche, bei denen Karten mittels DRM-Technologie an ein Schiff übertragen wurden [6]. Zwar sei die DRM-Übertragung nicht so stabil wie der US Navy-Datenfunk mit 9600 Bits pro Sekunde. Aber DRM sei gar nicht so schlecht, und die Empfänger preiswert.

Werden also die Rundfunkhörer weltweit mit DRM hinters Licht geführt - indem der militärische Nutzen hinter zivilen Anwendungen versteckt wird? Wohl kaum. Denn den Aspekt des "Dual Use", also der Möglichkeit, Technologien sowohl zu zivilen als auch militärischen Zwecken zu verwenden, den finden wir auch schon bei der guten alten Taschenlampe. Sie kann von Militärs beispielsweise zur Übermittlung von Geheimbotschaften im Morsecode genutzt werden, sie kann aber auch dem in der Dunkelheit umherirrenden Bürger den rechten Weg zeigen. Nichts Überraschendes also, meint

Tom DF5JL

[1] http://www.rein-hoeren.de/inhalt/669.shtml
[2] http://www.26MHz.us
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesnachrichtendienst
[4] http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2005/01/18/a0180
[5] http://www.nextgov.com/nextgov/ng_20080718_6523.php
[6] ebenda


Übrigens: Das "Delta Mine Training Center"
gibt es wirklich: http://www.dmtcalaska.org/.
Und auch dessen Executive Director
Whit Hicks, PhD (Foto links).

Lesetipp: Radio World Online, "Can DRM Work in High Latitudes?" Proposed Tests in Alaska, to Be Funded by the Defense Department, Generate Curiosity - by

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